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Titel: Die Welten des Herrn Thaddeoz II - Titanias Kinder
Rating: ab 8 Jahren / GEN
Wörter: 90.000
Inhalt: Falkes Klauen glücklich entkommen, steht Emma, Mikez und Rufus bereits das nächste Abenteuer ins Haus. In einer Welt wie Emma sie sich aufregender nicht hätte vorstellen können. Aber was anderes kann man von den Welten des mysteriösen Herrn Thaddeoz auch erwarten?
Auszug:
Obwohl sie nach einer Weile sogar begann das Fliegen zu genießen, war Emma froh, als sie schließlich den äußersten Häuserring auf der Kristallstraße erreichten.
Es war viel los an diesem Morgen. Die fliegenden Händler öffneten ihre Bauchladengeschäfte, die Zeitungsverkäufer priesen lauthals ihre Morgenausgaben an und die Besitzer der Läden fegten vor ihren Haustüren oder hielten ein Schwätzchen mit dem Nachbarn oder frühen Kunden. Dabei wurde die Straße an sich hauptsächlich von Müttern mit Kindern benutzt, die offensichtlich noch nicht richtig fliegen konnten.
Wie schon am Abend zuvor nahm Emma die ungewohnten Eindrücke mit großen Augen auf. So bemerkte sie zum Beispiel, dass keines der meist zweistöckigen Häuschen wie das andere war. Einige waren breit, aber niedrig, andere dagegen schmal, doch hoch. Manche hatten runde Fenster, während wieder andere drei-, vier- oder Fenster mit noch mehr Ecken aufzuweisen hatten. Die Giebel- und Stuckverzierungen waren so unterschiedlich und breit gefächert, wie die Farben. Es gab eher sanfte Töne, so zum Beispiel ein helles, fast weißes Rosa, daneben aber auch ein Gelb, das jeden Kanarienvogel vor Neid hätte erblassen lassen.
Aus einigen der Schornsteine wehten weiße Rauchwölkchen, manche hatten ihre Fensterbänke mit Blumen geschmückt, ein paar ihre Häuser mit bunten Wimpeln. An vielen klapperten hölzerne Schilder im sanften Morgenwind und wiesen darauf hin, welche Geschäfte ihre Besitzer betrieben.
Diese Geschäfte waren nicht immer im ersten Stock untergebracht. Oft befanden sie sich in der zweiten Etage und waren meist durch originell geformte Treppen zu erreichen, die sich in ihrer Vielfalt in das ganze Stadtbild fügten. Es gab allerdings auch Geschäfte, die nur fliegend zu erreichen waren. Hier fand der Verkauf am offenen Fenster statt.
Emma erkannte im Vorbeifliegen viele Arten von Geschäften. Bäckereien, Spielzeug- und Buchläden, Bekleidungsgeschäfte, Läden für Haushaltswaren oder Gartenzubehör, Feenstaubsortimente, ein Wirtshaus, ein Geschäft, das Schimmermoossporenkugeln in allen Formen und Farben anbot, und und und.
Wenn Sia nicht unaufhaltsam in Richtung Bienenstock geschwirrt wäre, hätte Emma sich hier noch stundenlang umgesehen. So allerdings musste sie darauf achten, ihre Begleiterin nicht aus den Augen zu verlieren. Die blieb kurz vor dem Bienenstock in der Luft stehen und wartete darauf, dass Emma zu ihr aufschloss.
"Die große Bibliothek ist in der unteren Wabe", erklärte sie, auf das große Gebäudeteil weisend. "Um dorthin zu gelangen, müssen wir erst zum Fuß hinunter. Da finden wir die Treppe, die uns raufführt."
Sia machte kehrt und setzte kopfüber zum Sinkflug an. Emma folgte ihr um einiges vorsichtiger und war dankbar, als sie schließlich auf dem weiten, mit weißen Steinplatten bedeckten Platz, unterhalb der Kristallstraße landeten.